Die Anforderungen an die neue Dichtung waren hoch: Bei einem Druck von 120 bar und Drehzahlen von 261 Umdrehungen pro Minute sollte sie Drehmoment und Leckage auf ein Minimum beschränken. Zudem musste sie für einen Wechselbetrieb ausgelegt sein, da die RAM-Maschine zum Öffnen und Schließen der Reaktorröhren jeweils entgegengesetzt dreht. Nicht zuletzt sollte die neue Dichtung die größte Schwachstelle der bisherigen Komponenten ausmerzen und zuverlässig funktionieren. Bei einem Dichtungsversagen summieren sich die Kosten für den Betreiber durch Wartungsaufwände und entgangene Umsätze auf 500.000 bis zu einer Million Dollar pro Tag. Außerdem werden Wartungstechniker bei der Arbeit an der RAM-Maschine einer erhöhten Strahlendosis ausgesetzt.
Unerwartetes Problem erfordertwissenschaftliche Herangehensweise
Bei der Entwicklung der Gleitringdichtung stießen die Ingenieure auf ein unerwartetes Problem: Unter bestimmten Bedingungen stieg das Drehmoment der Dichtung nach mehreren Drehzyklen deutlich an – ein Verhalten, mit dem im Vorfeld niemand gerechnet hatte. Es galt, den sprunghaften Anstieg des Reibungswiderstands zwischen den Gleitflächen zu verstehen. Dazu nahmen die Werkstoffexperten Kontakt zu Kollegen der Muttergesellschaft, der Freudenberg-Gruppe, auf, um die atomaren Bindungskräfte zwischen den Gleitflächen mit Hilfe einer atomistischen Simulation genauer zu untersuchen.
Zum Einsatz kam schließlich eine Werkstoffpaarung aus einer mikrokristallinen Diamantschicht und einer Gleitschicht aus Siliziumkarbid.
Diese Kombination reduziert Kaltschweißeffekte und sorgt für einen dauerhaft niedrigen Reibungswiderstand. Auch der Verschleiß an den Flächen wird durch die neue Materialpaarung reduziert. Dadurch hat die neue Dichtung eine fast fünffach längere Lebensdauer von vier Jahren im Vergleich zur Vorgängerdichtung.